Einfaches Dissektionsmikroskop, Stativ 7a um 1868. Das Instrument
ist aus zaponiertem, sowie schwarz und braun gebeiztem Messing, gebläutem
und schwarz lackiertem Stahl gefertigt.
Zur Beleuchtung dient ein großer Planspiegel, der dreifach gelagert ist und damit für schiefe Beleuchtung aus der Achse bewegt werden kann. Ein Paar Objektklemmen sind in den Tisch eingesteckt. Die Einstellung erfolgt über einen Prismentrieb, der den Lupenträger direkt auf dem Prisma sitzend relativ zur Tischfläche bewegt. Das Triebrad lässt sich mit der Hand bequem auf dem Tisch liegend bedienen. Der Fuß dieses Mikroskops ist aus braun gebeiztem Messing gefertigt, welches auf der Unterseite wie für Merz typisch mit vier eingelassenen Lederpolstern versehen ist, um dem Mikroskop Standfestigkeit zu geben und die Schreib- oder Arbeitstischplattenfläche nicht zu beschädigen. Am unteren Rand der Tischplatte sind die beiden lederbezogenen Handauflagen fest verschraubt. Zur Vergrößerung wird eine aus drei Elementen zusammengesetzte Lupe verwendet, die in der Gesamtvergrößerung dem Merz-Objektiv 1/3 entspricht. Das Mikroskop wird als Ganzes in den Erlenholzkasten eigeschoben, es trägt keine Signatur, ist aber eindeutig G. & S. Merz in München zuzuordnen. |
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Der am 26. Januar 1793 in Bichl bei Benediktbeuren geborene
Georg Merz besucht zunächst die Schule
im benachbarten Stift und hilft seinem Vater, einem Leinweber, auf dem Felde
in der Landwirtschaft. Als Utzschneider in Benediktbeuren eine Fabrik zur
Herstellung von Flint- und Crownglas für sein optisches Institut errichtet,
tritt Merz dort 1808 als Arbeiter ein.
Angeregt von einem der Padres des mittlerweile säkularisierten Klosters studiert Merz in seiner freien Zeit mit großem Eifer Mathematik und Optik. Fraunhofer erkennt die außerordentliche Begabung des jungen Arbeiters und ernennt ihn zum Werkführer der optischen Abteilung. Mit dem Tode Fraunhofers übernimmt Merz 1826 die Geschäftsleitung und wird zum Direktor der optischen Abteilung. Zusammen mit dem Mechaniker Franz Joseph Mahler wird er 1830 Teilhaber und 1839 Eigentümer des Instituts. Nach dem Tode Mahlers 1845 führt Georg Merz das Institut weiter unter Mitarbeit seiner Söhne Sigmund (1824 - 1908) und Ludwig (1817 - 1858). Das Institut wird nach München verlegt und die Signatur lautete "G. Merz & Söhne in München". Hermann Schacht beschreibt 1855 in Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie (Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1855: 6), dass Merz & Söhne zusammen mit den meisten deutschen Optikern das Hufeisenstativ nach Oberhäuser angenommen haben. Ludwig Merz stirbt 1858 mit 41 Jahren an Bleivergiftung, die er sich bei der Flintglasherstellung in Benediktbeuren zuzieht. Danach firmiert das Institut mit: "G. & S. Merz in München". 1865 erreichen Mikroskope von Merz zusammen mit Instrumenten von Hartnack ein in jener Zeit unübertroffenes Auflösungsvermögen. Georg Merz stirbt am 12. Januar 1867. Nun ist Sigmund alleiniger Inhaber des Institutes. Im Jahr 1871 hat das Unternehmen 63 Beschäftigte und signiert "G. & S. Merz (vormals Utzschneider & Fraunhofer) in München". 1883 übergibt Sigmund Merz die Münchner Werkstätte an seinen langjährigen Gehilfen und Vetter Jakob Merz (1833 - 1906), dieser verkauft die traditionsreiche Firma am 5. Oktober 1903 an Paul Zschokke (1853 - 1932). Da es unter Fraunhofers Federführung in Bediktbeuren und München gelungen ist, achromatische Linsenkombinationen zu erstellen, erlangt das Unternehmen rasch Weltrang. Das Wissen bleibt in der Firma und unter Merz führt sie noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bau großer Refraktoren für die Sternwarten Europas. Mikroskope sind, wie schon unter Joseph von Fraunhofers Leitung, von eher untergeordneter Bedeutung und daher recht selten. Das optische Glas wird stets nur für den Bedarf der Werkstätte in der eigenen Glashütte geschmolzen und nicht als Rohstoff an andere Firmen verkauft. [Vergleiche Referenz 1, 2, 9, 12, 13, 14, 15, 17, 25, 56, 64, 73, 88]
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