F. Groth: Kleines Trommelmikroskop mit Grobtrieb


Trommelmikroskop Groth No. 7 Trommelmikroskop Groth No. 7 Trommelmikroskop Groth No. 7 Trommelmikroskop Groth No. 7

Trommelmikroskop Groth No. 7

Kleines Berliner Mikroskop; kleines Trommelstativ mit Grobtrieb um 1865. Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Tubus fester Länge, die grobe Einstellung wird über Zahn und Trieb ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb.
Trommelmikroskop Groth No. 7: GrobtriebTrommelmikroskop Groth No. 7: SignaturDie Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung erfolgt über eine Revolverlochblende mit drei Öffnungen - für höchste Vergrößerungen kann eine Blende in den Tisch eingelegt werden, die über eine Aperturöffnung von nur 1,5 mm verfügt.

Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf dem oberen Abschluß des Tubuses:


F. Groth
No 7

Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen.

Ausgestattet ist das Mikroskop mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem vierteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2, 3 und 4 versehen sind. Ein Okularmikrometer sowie eine Lupe nach Wilson schliessen den Umfang des optischen Zubehörs ab. Die beigegebene Tabelle weist lineare Vergrösserungen von 45 bis 500-fach aus.

Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht, welcher im Stil der frühen Mikroskope aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek über eine Schublade verfügt, die mit einem Knauf aus Bein versehen ist und über einen kleinen Hebel aus Bein verschlossen werden kann.

Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich an der von Georg Oberhäuser eingeführten und in Berlin von Friedrick Wilhelm Schiek modifizierten Bauart.
Trommelmikroskop Groth No. 7: Wilson'sche Lupe Trommelmikroskop Groth No. 7: Okulare Mikroskop Groth Nr. 7: Vergrösserungstabelle Dieses Mikroskop bekam der vorherige Besitzer um 1985 von einem damals guten Freund aus der Hamburger Gegend geschenkt. Dieser hatte selbiges von seinem Ziehvater, einem General, erhalten, welcher es selbst aus dem Nachlaß seines Vaters, eines Akademikers, übernommen hatte. Leider sind alle zugehörigen Familiennamen nicht mehr in Erinnung des Verkäufers, so dass der erste Besitzer des Mikroskops nicht mehr identifiziert werden kann, als es im Februar 2011 für diese Sammlung angekauft wird.
Trommelmikroskop Groth No. 7Bereits vor 1812 findet sich in den den Berliner Adressbüchern unter dem Namen Grothe ein Zeugschmidt. Dieser Werkzeugmachermeister Joachim Grothe wohnt in der Judenstraße 49. Im Jahre 1820 taucht in den Adressbüchern erstmals ein weiterer Werkzeugmeister mit diesem Nachnamen auf: J. F. Grothe in der Nagelgasse 10 und 11. Trommelmikroskop Groth No. 7Gut 20 Jahre später, 1843, erscheint unter der selben Adresse Grothe, F. Mechanikus. Die Berufsbezeichnung wechselt 1846 zu Zeugschmidt. 1849 wird wieder ein Mechanikus Grothe geführt, nun wohnhaft in der Louisenstraße 5.

Bereits 1852 wohnt Grothe, F., Mechanikus in der Krausenstraße 76 und schließlich 1855 - 1872 in der Dorotheenstraße 32. Eigentümlicher Weise wird unter dieser Adresse in den Adressbüchern 1858 - 1870 der Name des Mechanikers ohne das abschließende "e" abgedruckt: Groth, F., Mechanikus. 1871 und 1872 erscheint jedoch wieder Grothe, F., Mechanikus.

Trommelmikroskop Groth No. 7 im Kasten Trommelmikroskop Groth No. 7: Blende, OkularmikrometerNach 1873 ist kein Mechaniker oder Optiker "F. Grothe" oder "F. Groth" in Berlin mehr nachweisbar. Folgender Schluss liegt an Hand dieser Daten nahe: F. Groth(e) arbeitet ab 1843 in der Werkstatt seines Vaters J.F. Grothe und eröffnet 1848/49 eine eigene Werkstatt, mit der er mehrfach innerhalb Berlins umzieht. Die Bauart des Mikroskops und die Ausführung des Objektivs mit vier kombinierbaren Linsen lässt eine Entstehungszeit um 1850 - 1865 vermuten, die Schreibweise des Namens nach muss das Instrument nach 1858 entstanden sein.

Offenbar konstruiert Groth in dieser Zeit einige wenige Mikroskope deren Objektive und Okulare er womöglich zukauft, da er selbst nie als Optiker/Optikus ausgewiesen wird. Die Datierung des hier gezeigten Mikroskops auf 1865 scheint damit sehr realistisch. Groth nimmt sich für diese Geräte anscheinend die Erzeugnisse aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek zum Vorbild, gestaltet die Stative ästhetisch um und ergänzt die kleinen Mikroskope um einen Grobtrieb. Die großen Stative aus der Franz Schmidt & Haensch werden Ende der 1860er mit ähnlichen Grobtriebkonstruktionen angeboten.


03.02.2012 by Timo Mappes

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