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Großes Mikroskop von Plössl in Wien, Stativ Nr. 1 um
1840. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und gebeiztem Messing, blankem
und gebläutem Stahl. Das Mikroskop ist an einer stählernen
Prismenstange aufgebaut, welche über ein Gelenk mit einer messingnen
Säule auf einem Dreifuß verbunden ist und das Umlegen des Stativs
ermöglicht. Das Instrument verfügt zur Beleuchtung über einen
zweifach gelagerten Konkavspiegel.
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Zusätzlich ist dem Mikroskop ein Selligue'sches Prisma auf Stativ
beigegeben, welches die Beleuchtung insbesondere opaker Objekte erlaubt.
Auf dem Tubus ist das Instrument dekorativ signiert:
Die optische Ausrüstung des Mikroskops umfasst sämtliche zu jener Zeit von Plössl angebotenen mikroskopischen Optiken. |
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![]() Die typischen Zubehörteile sind bis auf die Probeobjekte sämtliche erhalten: Eine Messingpinzette erleichtert das Präparieren, eine in Horn gefasste Handlupe erlaubt eine erste Begutachtung der zu untersuchenden Objekte. Für ähnliche Zwecke ist dem Instrument eine Wilson'sche Lupe aus Messing beigegeben.
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Ein Insektenglas in Messingfassung kann auf den Tisch des Mikroskops gelegt werden, ebenso können Flüssigkeiten in einem messinggefassten und verschraubbaren Glas mikroskopiert werden. | ||||
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Zur Vermessung der Objekte dienen dem Mikroskop zwei gläserne
Mikrometerplatten geteilt in 30 bzw. 60 Teile der Wiener Duodecimallinie;
zur Verwendung werden diese Platten in einer Messingfassung direkt in die
Öffnung des Tisches eingelassen und kommen damit unter dem Objekt zu
liegen. Zur Verwahrung werden diese Glasplatten auf je eine Seite eines Zylinders
aus Elfenbein eingelegt und verschraubt.
Der Tübinger Botaniker Hugo von Mohl schreibt (Hugo von Mohl: Mikrographie oder Anleitung zur Kenntnis und zum Gebrauche des Mikroskops. L.F. Fues, Tübingen 1846: 73) zu den hier gezeigten Objektiven: Plössl und Schiek geben ihren Mikroskopen nur wenige (6-7) Objective bei, welche in der Reihenfolge, wie sie in der Stärke aufeinander folgen und mit den Zahlen 1, 2, 3 ... bezeichnet sind, in den folgenden Combinationen gebraucht werden können, 1, 1+2, 1+2+3, 2+3+4, 3+4+5, 4+5+6. Es folgt also hieraus, dass man beim Wechseln der Objective und der Wahl der nächst stärkeren Combination meistens die hinterste Linse abschrauben und vorn eine neue aufschrauben muss. Da dieses immer mit einem gewissen Zeitaufwande verbunden ist, so ist die Einrichtung, welche Amici, Oberhäuser u.A. ihren Objectivsystemen geben, nämlich die Zusammensetzung eines jeden desselben aus mehreren zusammengehörenden Linsen, von denen keine bei einem anderen Systeme verwendet wird, die bequemere, indem hiebei [sic!] die verschiedenen Systeme eben so schnell, wie einfache Objective gewechselt werden können. Diese Beschreibung erklärt die Verwendung der diesem Instrument beigegebenen Optiken. |
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Der Artikel Simon Plößl (1794-1868) Optiker und Mechaniker
in Wien (Zur Entwicklungsgeschichte der Plößl-Mikroskope) (Josef
Hölzl, Engelbert Bancher, Franz Kotlan in: Technisches Museum für
Industrie und Gewerbe in Wien / Forschungsinstitut für Technikgeschichte:
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Pieter Harting schreibt in Das Mikroskop (Vieweg und Sohn, Braunschweig
1866: III, 181): Der zweite, der sich in Deutschland, und zwar mit dem
glücklichsten Erfolge, auf die Verfertigung achromatischer Mikroskope
legte, war Simon Plössl in Wien (Alte Weiden, Feldgasse, am Eck der
Schmölerlgasse Nr. 215), dessen Instrumente seit 1830 eine allgemeine
Verbreitung gefunden haben. In der Beilage zu Astronomische Nachrichten No. 254 (1834: 245-252) ist die Preisliste von Plössl abgedruckt. Datiert auf Oktober 1833 heißt es unter Neuestes Verzeichnis der optischen Apparate welche von G. S. Plössl, Optiker und Mechaniker in Wien, am Wienflusse, nächst der Ketten-Fahrbrücke, am Eck der Heumühlgasse, Nr. 816, für beigesetzte Preise in Conventionsmünze oder Augsburger Courant verfertigt werden:
1. Grosses zusammengesetztes Mikroskop, dessen Körper durch Triebwerk
gegen den feststehenden Objecttisch bewegt wird, auf messingenem, zusammen
zu legenden Dreifusse; mit drei Ocularen aus einfacher Linse und Collectivglase
bestehend, zum Aufstecken, und sechs achromat., aplanatischen Linsen, über
einander zu schrauben. Der Objecttisch mit vorne offener Federklammer für
Objectträger und Glastafeln aller Art, mit Drücker zum Oeffnen
von unten, und zwei diagonal stehenden Stellschrauben zur Führung des
Objectes durch alle Puncte des Sehefeldes. Einem gläsernen concaven
Reflexionsspiegel mit doppelter Bewegung zur transparenten Beleuchtung; der
schwarzen Rückseite desselben, und einem sphärischen Beleuchtungsprisma
(nach Selligue) mit Bewegung, zur Beleuchtung opaker Objecte.
Ein solches Mikroskop mit der Vorrichtung zum Messen der Objective [sic!] bis auf 0,00001 Wiener Zoll linear, mittelst Mikrometerschraube nach Fraunhofer. 275 fl. |
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Eine Vorrichtung an diesem Mikroskope, um es nach Willkühr horizontal oder in jedem Winkel schief stellen zu können; zur Bequemlichkeit, besonders beim Zeichnen. 15 fl. Eine Vorrichtung an dem Objecttische dieses Mikroskopes, mit Mikrometerschraube zur höchst feinen Einstellung bei starken Vergrösserungen. 12 fl. der Zeichenspiegel ist noch gesondert gelistet: 5. Sömmeringscher Spiegelchen-Apparat, mit Ring und Stellschrauben, an Mikroskope und Fernröhre jeder Art und Größe anzuwenden, in Futteral von Maroquin. 6 fl. |
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Indem ich daher auf ein anderes Hülsmittel sann, fand ich nach mancherlei
Versuchen, daß ein einfaches, rundes metallenes Planspiegelchen, von
einer bis zwei Pariser Linien im Durchmesser, mit einem dünnen Stielchen
versehen, hierbei die gewünschten Dienste vollkommen leistete, Man kann
es ebenso gut als die camera lucida zum Zeichnen naher und ferner
Gegenstände mit freiem Auge gebrauchen, bequemer und besser aber als
jenes Instrument anwenden, um sowohl durch Fernrohre verschiedener Art, als
durch einfache und zusammengesetzte Mikroskope eine möglichst genaue
Abbildung der vergrößerten Gegenstände zu erhalten.
Höchst vollkommene elliptische Spiegelchen von Spiegelmetallcomposition verdanke ich der Güte des Herren Professors Fraunhofer. Die runden Stahlspiegelchen kann jeder Uhrmacher bei einiger auf das genaue Planschleifen und Poliren verwendeten Sorgfalt verfertigen, die besten welche rücksichtlich der Politur nichts zu wünschen übrig ließen, wurden mir in der Uhrenfabrik des Herrn Borle in Chaudefond in der Schweiz, nach einem Modell gearbeitet. Dem ganzen Apparat, nämlich Spiegel und Stativ zum Zeichnen mit freiem Auge und vor dem Mikroskop, verfertigen die Herren Optiker und Mechaniker Tomschiz und Olff in Frankfurt am Main, und der Herr Universitäts Mechanikus Apell in Göttingen. Der österreichische Botaniker Joseph Franz Freiherr von Jacquin (1766-1839) beschreibt den hier gezeigten von Simon Plössl angebotenen Sömmering'schen Spiegel wie folgt (J.F. Jacquin: Über eine einfache practische Methode, das Vergrößerungsverhältniß bei Mikroskopen zu bestimmen. Zeitschrift für Physik und Mathematik IV, 1828: 5): Der Sömmering'sche Spiegelchen-Apparat findet sich von dem Erfinder selbst (Dingler's polytechn. Journal, B. 7) so gut und umständlich beschrieben, daß es wohl überflüssig wäre, die Beschreibung hier zu wiederholen, und ich nur bemerken will, daß ich meine ersten Versuche mit einem von Hr. Dr. Sömmering selbst erhaltenen Apparate mit Stahlspiegelchen, wie solcher von ihm (a.a.O.T. VIII Fig. 9) abgebildet worden ist, angestellt habe, und dann erst Hr. Opticus Plößl solche Apparate mit einigen kleinen Verbesserungen und etwas größeren Metallspiegelchen verfertigt hat, deren Metallmasse ich durch Zusammenschmelzen von silberplattirten Kupferblechschnitzeln, worin das Silberverhältnis 1/20 war, mit Zusatz der Hälfte reinen Zinnes, erhalten habe, und worin das Verhältnis der drei sehr reinen Metalle Kupfer 190, Zinn 100, Silber 10 ist *). *) Hr. Plößl, neue Wieden, Salvatorgasse, Nro. 321, liefert diesen vielseitig nützlichen kleinen Apparat in Futteral von Maroquin um 6 fl. C. M.
Sömmering's Spiegel. - Auf ganz ähnliche Weise wie die
eben besprochene Vorrichtung
[Oberhäuser's Zeichenprisma]
wirkt der Sömmering'sche Spiegel (Fig. 173), welcher aus einem ovalen
Metallspiegelchen von etwa 4 Millimeter Länge und 2 Millimeter Breite
besteht. Wird derselbe unter dem Winkel von 45° vor dem gebrochenen
Oculare befestigt, so erblickt man, wie bei dem Oberhäuser'schen Prisma,
das Bild auf der Fläche der Arbeitstisches projicirt und sieht an dessen
Rand vorbei Zeichenfläche und Stift. Um den kleinen Spiegel mit dem
Rohre des gebrochenen Oculars zu verbinden, ist es mittelst der
Metallstäbchen b und c an dem federnden Ringe a in der Art befestigt,
dass es beim Gebrauche genau in die optische Achse gebracht werden kann.
Dieses sehr gut erhaltene Mikroskop kann im Dezember 2008 über einen Antiquitätenhändler aus der Haushaltaauflösung einer Villa in Wien für die Sammlung erworben werden. |
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![]() Zu der Entwicklung seiner Mikroskope heißt es 1837 (XI. Literarische Notizen / 3. Biographische Notizen über Simon Plössl. A. Baumgartner: Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften IV. Verlag J. G. Heubner, Wien 1837: 379-384):
**) Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften, B. III Heft 1 ***) Zeitschrift für Physik und Mathematik, Bd. VII. Heft 3 Offenbar wird Plößl Ende der 1830er mit Bestellungen derart überhäuft, dass seine Kunden oft lange auf die Instrumente warten müssen - er tritt auch mit diesem Umstand in die Tradition von Ramsden, Dollond und Fraunhofer. Ein pankratisches (bildaufrichtendes) Mikroskop wird von Plössl ab 1843/44 als Stativ Nr. 5 angeboten. Über die Arbeitsweise Plößls ist vermerkt (Ph. Carl [Hrsg.]: Repertorium für Experimental-Physik, für physikalische Technik, mathematische & astronomische Instrumentenkunde. 4. Band, Verlag R. Oldenbourg; München 1868: 63-64): Plössl setzte seine Instrumente allein zusammen; der eine, welcher ihm dabei einige Zeit geholfen hatte - sein Sohn, war im 21. Lebensjahre gestorben. Seit dieser Zeit war Plössl noch schweigsamer, verschlossener und stiller geworden, als er schon von Natur aus war. Zu dieser Abgeschiedenheit mag wohl noch seine bedeutende Schwerhörigkeit nicht wenig beigetragen haben. Simon Plößl stirbt am 29. Januar 1868 durch einen Unfall, bei dem ihm eine herunterfallende Glasplatte den rechten Arm derart verwundet, dass er der Verletzung kurz darauf erliegt. Mikroskope werden unter dem Firmennamen S. Plössl & Comp. bzw. S. Plössl & Cie bis 1905 weiter produziert. Bis 1882 werden die eigentlichen, typischen Plössl-Mikroskope angeboten, die Produktion jedoch ab 1875 sukzessive auf die Herstellung von Hufeisenstativen umgestellt. Inhaber der Werkstätte nach Simon Plößls Tod ist 1868 Anna Fleckenstein, geborene Plößl, ab 1871 zusammen mit dem k.u.k. Hofoptiker Mathäus Wagner. Ab 1874 führt die Werkstätte M. Wagner alleine, er nimmt 1888 M. Josef Wagner mit auf. Im Jahre 1905 läuft die Firma auf Marie Wagner. [Vergleiche Referenz 2, 3, 22, 86 und Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: "Großes Plössl Mikroskop Stativ", Inv.-Nr. 105] (Danke an Sherin Peter für die freundschaftliche Unterstützung bei der Gewinnung dieses Instruments für die Sammlung) |
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