Mikroskop E. Hartnack sucr. de G. Oberhaeuser No. 5374


Mikroskop E. Hartnack 5374Mikroskop E. Hartnack 5374Mikroskop E. Hartnack 5374 Mikroskop E. Hartnack 5374

Mikroskop E. Hartnack 5374 mit Kasten

Hartnack Mikroskop; Stativ VIII um 1865; zaponiertes und geschwärztes Vollmessing mit Hufeisenstativ. Das Mikroskop trägt im Kasten eingestanzt die Seriennummer 5374. Zur groben Einstellung dient eine Schiebehülse, der Feinfokus wird mit dem Rändelrad an der Säule über einen Prismentrieb bewerkstelligt.
Mikroskop E. Hartnack 5374: SignaturHartnack Stativ VIII; Abb. aus: Leopold Dippel: Das Mikroskop und seine Anwendung; Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn; Braunschweig 1867Die Beleuchtung erfolgt über einen dreifach gelagerten Plan- und Konkavspiegel, die Zylinderlochblende wird in einer Halterung mit Schwalbenschwanzführung fixiert.

Auf der Unterseite des Hufeisenstativs befindet sich statt dem sonst oft verwendeten Leder zur gegenseitigen Schonung von Instrument und Tischplatte grünes Papier.

Am Auszugstubus prangt die mehrzeilige Signatur:


E. Hartnack
sucr de G. Oberhaeuser
Place Dauphine, 21
Paris

Sehr typische Merkmale für Hartnack an diesem Instrument sind der schlichte Hufeisenfuß und die von Oberhäuser ebenfalls eingeführten 160 mm Tubuslänge.

Ausgestattet ist das Instrument mit den Objektiven Nr. 4, Nr. und Nr. 8, zusammen mit drei Lochblendeneinsätzen werden diese in einer Schatulle untergebracht, welche ebenfalls die Nr. 5374 eingebrannt zeigt.

Mikroskop E. Hartnack 5374: ZylinderlochblendeFerner verfügt das Mikroskop über die Okulare Nr. 2 (Messokular), Nr. 3 und Nr. 4. Mikroskop E. Hartnack 5374: OkulareIm mit roter statt wie sonst üblich grüner Seide gepolsterten Mahagonikasten wird das Instrument liegend aufbewahrt.

Das gesamte mikroskopische Besteck bestehend aus einer Messingpinzette, einem Skalpell, einer Präpariernadel und zwei Wechselschäften ist erhalten und wird in einem Fach des Mahagonikastens aufbewahrt.

Ein Heftchen Nadeln für dieses Besteck ist Teil des Zubehörs. Es trägt die Aufschrift:

Mikroskop E. Hartnack 5374: Mikroskopierbesteck S. Beissel
W. & Sohn
Prize Medal
London
1851
2. Qual.
Versenkte
Drill Oehr Nadel
2

Eine runde Pappschachtel aus der Zeit um 1880 von W. & H. Seibert Wetzlar mit runden Deckgläser von 18mm Durchm. ist ebenfalls vorhanden. In einen unbenutzten Rezeptvordruck eines ehemaligen Besitzers in Düsseldorf sind einige Objektträger Mikroskop E. Hartnack 5374: Rezeptvordruckeingeschlagen:

Dr. med. Höchst
pract. Arzt
Ehrenstrasse 15
Sprechstunden 8-10, 2-31/2
Sonntags nur 8-10

Mikroskop E. Hartnack 5374: SeriennummerDr. med. Höchst ist nach Angaben seines Enkels in Düsseldorf als Allgemeinmediziner von ca. 1895 bis zu seinem Tode 1945 tätig. Bei Approbation des Arztes ist dieses Mikroskop bereits 30 Jahre alt und dürfte als Geschenk überreicht worden sein. Höchstwahrscheinlich wird in der Praxis des Mediziners ein anderes, moderneres Mikroskop zum Dienst im Labor herangezogen. Dies würde den neuwertigen Zustand des Instruments erklären.

Dieses Mikroskop kann im September 2008 vom Enkel jenes Arztes für diese Sammlung erworben werden.

Mikroskop E. Hartnack sucr. de G. Oberhaeuser, Objektiv Nr. 4 Mikroskop E. Hartnack sucr. de G. Oberhaeuser, Objektiv Nr. 7 Mikroskop E. Hartnack sucr. de G. Oberhaeuser, Objektiv Nr. 9
Mikroskop E. Hartnack 5374: Objektive in SchatulleEdmund Hartnack wird am 9. April 1826 zu Templin in der Uckermark geboren und lernt 1842 - 1847 in Berlin das Mechanikerhandwerk bei Wilhelm Hirschmann senior (1777 - 1847), welcher seinerseits mit Schiek und Pistor zusammengearbeitet hat. 1847 kommt Hartnack zu Heinrich Daniel Rühmkorff (1803-1877) nach Paris und geht später zu Oberhäuser. Dieser nimmt ihn 1854 als Teilhaber auf. Hartnack heiratet Johanna Maria Louise Kleinod, die Nichte Oberhäusers und übernimmt das Geschäft 1864, aus welchem sich sein früherer Chef mehr und mehr zurückgezogen hat.

Edmund HartnackIm Jahr 1864 tritt der aus Polen geflüchtete Professor Adam Prazmowski (1821 – 1888) dem Unternehmen bei. 1863 ist der frühere Assistent der Warschauer Sternwarte und Teilnehmer diverser Expedition en zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen und zur Gradmessung aus politischen Gründen nach Paris gegangen.

Zusammen mit Hartnack verbessert Prazmowski 1866 das Nicol'sche Prisma. 1878 schließlich wird Prazmowski Eigentümer der Werkstätte in der französichen Hauptstadt; nach seinem Tode 1885 übernehmen die Meister Bézu & Hausser die Werkstätte und verkaufen diese 1896 schließlich an Alfred Nachet.

Hartnack muss auf Grund des deutsch-französischen Krieges 1870 Frankreich verlassen und wirkt fortan in Potsdam weiter, wo er am 9. Februar 1891 stirbt.

Hartnack Stativ VIII; Abb. aus: Heinrich Frey: Das Mikroskop und die mikroskopische Technik; 8. Auflage; Verlag von Wilhelm Engelmann; Leipzig 1886 Hartnack wird bekannt für die hohe Qualität seiner Objektive, u.a. führt er die Wasserimmersion No. 11 im Jahre 1859 ein und ist damit kurze Zeit führend im Auflösungsvermögen, mit einer numerischen Apertur von 1,05. Er hat stets ein offenes Ohr für die mit seinen Mikroskopen arbeitenden Forscher. Auf der Weltausstellung 1862 in London gewinnt Hartnack eine Medaille für die allgemeine Qualität seiner Mikroskope von denen es heißt: "Sie gleichen im Wesentlichen dem Oberhäuserschen Modell, bei der der Mikroskopkörper auf einer hohlen, zylindrischen Basis steht, deren Oberseite als Objekttisch fungiert." Die Hartnack'schen Objektive hält man im London jener Zeit zweifelsohne für die besten aus nicht-englischer Fertigung. Hartnack verwendet ferner Wasserimmersion bevor diese Technik auf den britischen Inseln Einzug hält.

Mikroskop E. Hartnack 5374 in KastenWegen seiner Verdienste um die Medizin durch Bau und Vertrieb seiner Mikroskope wird er 1868 zum Ehrendoktor der medizinischen Fakultät Bonn ernannt; die preußische Regierung verleiht ihm 1882 den Professorentitel.

(Vermittlung des Instruments durch freundschaftliche Unterstützung von Prof. Dr. Moritz Sokolowski, Bonn)

[Vergleiche Referenz 1, 2, 25, 47, 48, 56, 75, 84, 85, 97, 120 und ferner Science Museum, London: Inventory A 43388; Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: "Mikroskop mit Hufeisenstativ / E.Hartnack & G. Oberhaeuser [sic!]/ Paris um 1860" signiert "E. Hartnack / sucr. de G. Oberhaeuser / Place Dauphine 21 / Paris"; Deutsches Techikmuseum Berlin: "Mikroskop um 1875 / Hartnack, Paris und Potsdam / Leihgabe Herr Weil, Berlin", signiert "Hartnack & Co. Paris & Potsdam"; Museo per la Storia dell'Università di Pavia,Italien: "Microscopio, 'E.Hartnack & A.Prazmowski', 1880 circa"; Museum Boerhaave, NL: "Compound microscope with box; Hartnack & A. Prazmowski, E.; Parijs", Inventory number V07154; Sammlung des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern: "Mikroskop Hartnack Nr. 4982", Inv.-Nr. 2014; The Microscope Collection at the Science Museum London: "Compound Outfit by Hartnack", signiert "E.Hartnack / sucr. de G. Oberhaeuser / Place Dauphine, 21 / Paris", Seriennummer 6135, Inventory No. A601304]



21.12.2008 by Timo Mappes

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