Mittleres Hartnack Mikroskop; Stativ IV A um 1890; zaponiertes, geschwärztes und vernickeltes Vollmessing, gebläuter Stahl, schwarz lackierter Stahl. Das Instrument ist mit einem Gelenk zum Umlegen ausgestattet und besitzt einen an einer Schraube abfahrbaren und ausschwenkbaren achromatischen Beleuchtungsapparat mit Irisblende, alternativ dazu ist ein Lochblendenhalter mit drei Einsätzen beigegeben. Der Auszugstubus wird mit Zahn und Trieb grob eingestellt, eine Rändelschraube auf der Säule ermöglicht den feinen Fokus.
Das Mikroskop wird im Mahagonikasten stehend untergebracht. In dem mit
einem Griff versehenen Kasten findet sich die eingebrannte Seriennummer
26231
An optischer Ausstattung sind die Hartnack'schen Objektive der "neuen Serie" mit großem Öffnungswinkel Nr. 4 und Nr. 8 sowie das teure Ölimmersions-Objektiv Hom.Imm.No.1 beigegeben, letzteres wird in einer eigenen zaponierten Messingdose 1/12 E.Hartnack Potsdam aufbewahrt. |
Die übrigen Objektive werden, wie noch zu Zeiten
Oberhäusers üblich, in einem mit Seide ausgeschlagenen und mit
Leder bezogenen Kästchen untergebracht, welches die eingebrannt bezeichnet
ist mit:
E.Hartnack 26231 Potsdam An Hartnack'schen Okularen sind Nr. 2 und Nr. 3 vorhanden. Auf dem Tubus ist ds Mikroskop dekorativ signiert:
E. Hartnack
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Im "Preisverzeichniss der Mikroskope und mikroskopischen
Neben-Apparate von E.Hartnack" vom Oktober 1894 wird dieses Stativ
geführt als:
Nr. IV. A Stativ mit Charnier zum Umlegen. Grobe Einstellung durch Zahn und Trieb, feine durch verbesserte Mikrometerbewegung, Cylinderblendung, vermittelst stark steigender Schraubenbewegung höher und niedrig zu stellenden Abbé'schen Beleuchtungsapparat von Apertur 1,2, Irisblende, seitlich beweglichem Spiegel.
Preis des Stativs incl. zweistrahligem Revolver in Mahagonischrank ...
M. 137,50 Im Januar 1897 wird das Stativ weiterhin für Mark 137,50 angeboten, allerdings ausgestattet nur mit einer Zylinderblende, die Irisblende kann für einen Aufpreis von Mark 8,- für dieses Mikroskop erworben werden. Aus der Preisliste von 1894 ergibt sich ferner diese Vergrößerungstabelle bei 180 mm Tubuslänge:
Ein einzelnes Huyghen'sches Okular kostet Mark 8,-. Damit beläuft sich der Preis für dieses Mikroskop in der vorliegenden Ausstattung 1894 auf Mark 345,50. |
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Edmund Hartnack wird am 9. April 1826 zu Templin in der Uckermark geboren und lernt 1842 - 1847 in Berlin das Mechanikerhandwerk bei Wilhelm Hirschmann senior (1777 - 1847), welcher seinerseits mit Schiek und Pistor zusammengearbeitet hat. 1847 kommt Hartnack zu Heinrich Daniel Rühmkorff (1803-1877) nach Paris und geht später zu Oberhäuser. Dieser nimmt ihn 1854 als Teilhaber auf. Hartnack heiratet Johanna Maria Louise Kleinod, die Nichte Oberhäusers und übernimmt das Geschäft 1864, aus welchem sich sein früherer Chef mehr und mehr zurückgezogen hat.
Im Jahr 1864 tritt der aus Polen geflüchtete Professor Adam Prazmowski (1821 1888) dem Unternehmen bei. 1863 ist der frühere Assistent der Warschauer Sternwarte und Teilnehmer an diversen Expedition zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen und zur Gradmessung aus politischen Gründen nach Paris gegangen. 1878 wird Prazmowski Eigentümer der Werkstätte; nach seinem Tode 1885 übernehmen seine Meister Bézu & Hausser die Werkstätte und verkaufen diese 1896 schließlich an Alfred Nachet.
Hartnack muss jedoch auf Grund des deutsch-französischen Krieges 1870 Frankreich verlassen und wirkt fortan in Potsdam weiter, wo er am 9. Februar 1891 stirbt.
Hartnack wird bekannt für die hohe Qualität seiner
Objektive, u.a. führt er die Wasserimmersion No. 11 im Jahre 1859 ein
und ist damit kurze Zeit führend im Auflösungsvermögen, mit
einer numerischen Apertur von 1,05. Er hat stets ein offenes Ohr für
die mit seinen Mikroskopen arbeitenden Forscher. Auf der Weltausstellung
1862 in London gewinnt Hartnack eine Medaille für die allgemeine
Qualität seiner Mikroskope von denen es heißt: "Sie gleichen im
Wesentlichen dem Oberhäuserschen Modell, bei der der Mikroskopkörper
auf einer hohlen, zylindrischen Basis steht, deren Oberseite als Objekttisch
fungiert." Die Hartnack'schen Objektive hält man im London jener Zeit
zweifelsohne für die besten aus nicht-englischer Fertigung. Hartnack
verwendet ferner Wasserimmersion bevor diese Technik auf den britischen Inseln
Einzug hält.
Wegen seiner Verdienste um die Medizin durch Bau und Vertrieb seiner Mikroskope wird er 1868 zum Ehrendoktor der medizinischen Fakultät Bonn ernannt; die preußische Regierung verleiht ihm 1882 den Professorentitel. In eben diesem Jahr bestätigt Prof. Fritsch: "Hartnack scheint mit seinen homogenen Imm.-Systemen Zeiss überflügelt zu haben. Hartnacks Bakterienmikroskop ist in ärztlichen Kreisen weit verbreitet und hoch anerkannt." |
(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin; Kopie des Kataloges von 1894 mit freundlicher Unterstützung von Bernhard Sorg, Saarbrücken)
[Vergleiche Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: "Zusammengesetztes Mikroskop um 1890 / Signatur: E. Hartnack. Potsdam", Seriennummer 25480, Museal-Nr. 24.965]
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