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Zeiss Mikroskop; Stativ VIIa von 1877. Mikroskop aus
zaponiertem sowie brüniertem Messing und gebläutem Stahl. Das
Instrument verfügt über einen Schiebetubus und eine Feineinstellung
über Prismentrieb an der Säule. Die Beleuchtung erfolgt mittels
kipp-, dreh- und schwenkbarem Plan- und Konkavspiegel sowie Zylinderlochblende
in Schwalbenschwanzführung.
An optischer Ausrüstung verfügt das Mikroskop über das Objektiv Zeiss aa Nr. 89 in passender Messinghülse und die Okulare Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4. Zwei weitere Messinghülsen für die Objektive Zeiss BB und Zeiss E sind im Kasten weiterhin vorhanden, die Objektive dazu fehlen jedoch.
Auf dem rechteckigen Fuß ist das Mikroskop mit Schlagbuchstaben signiert: 3479. C. Zeiss. Jena. Der Seite 171 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena ist zu entnehmen, dass dieses Stativ VIIa im Oktober 1877 als 2511. zusammengesetztes Mikroskop fertiggestellt wird.
Im Zeiss-Katalog No. 25. Illustrirrter [sic!] Katalog über Mikroskope und Nebenapparate aus der optischen Werkstätte von Carl Zeiss in Jena. erscheint dieses Stativ im Januar 1881 wie folgt: |
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![]() ![]() a) Mit Cylinderblendung in Schlitten...Mk. 65 b) Mit drehbarer gewölbter Blendungsscheibe...Mk. 60
Seit der Herstellung zusammengesetzter Mikroskope ab 1857 bis 1881 werden nach dem Auslieferungsbuch von Carl Zeiss in die kleine Stadt Wollstein insgesamt nur drei Mikroskope ausgeliefert - alle an den Apotheker Josef Knechtel. Im einzelnen sind dies: No. 2999, Stativ Ib neuer Konstruction mit Kondensor, mit Okular 1, am 30.12.1876 No. 3360, Stativ I mit den Objektiven AA, H und K sowie den Okularen 2 und 4, am 20.02.1878 No. 3479, Stativ VIIa, ohne Optiken, am 12.03.1878 Bei dem hier gezeigten Stativ handelt es sich um eben das letzte dieser Liste, gefertigt am 22.X.1877 und ausgeliefert am 12. März 1878 an J. Knechtel, Wollstein. |
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Robert Koch (1843-1910) wird in Clausthal geboren und studiert in
Göttingen ein Semster Physik bevor er das Studium der Medizin aufnimmt.
Die Promotion und das anschließende Staatsexamen besteht er 1866 in
Hannover. Er arbeitet als Arzt in Krankenhäusern in Niemegk / Potsdam
(1868) und Ragkwitz / Posen (1869) und meldet sich als Freiwilliger
während des Feldzugs gegen Frankreich 1870/71 um seinen Dienst im Lazarett
zu leisten.
![]() Koch legt den Grundstein der modernen bakteriogischen Forschung durch die Entwicklung fester Nährböden zur Züchtung von Bakterien und insbesondere zur Einführung der Mikrofotografie. Letztere ermöglicht die Ablösung der mit den verschiedenen Zeichnenapparaten erstellten Illustrationen durch fotografische Bilder, welche vor allem als Beweisstück der gemachten Entdeckung dem Fachpublikum präsentiert werden können. 1876 entdeckt Koch die Milzbrandsporen als Ruheform des Erregers, es gelingt ihm damit die bis daher unverstandenen gesamten Infektionskette zu erklären. Genau beschriebene Methoden und präszise experimentelle Arbeiten bilden die Grundlage einer logisch aufgebauten Beweiskette, mit welcher Robert Koch als erster den Zusammenhang eines Mikroorganismus als Ursache einer Infektionskrankheit nachweist. 1880 wird Koch an das 1876 gegründete Kaiserliche Gesundheitsamt nach Berlin berufen, hier gelingt es ihm 1882 den Erreger der Tubuerkulose nachzuweisen. Schon 1884 kann Robert Koch während einer Choleraepidemie in Indien das Bakterium Vibrio cholerae als Erreger dieser Infektionskrankheit nachweisen. 1885 wird Robert Koch zum ersten Professor für Hygiene in Berlin an die Friedrich Wilhelms-Universität berufen von wo aus er 1891 als Direktor an das Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten (seit 1942 Robert Koch Institut) wechselt. |
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Zenobiusz Bednarski und Hanna Bednarska beschreiben in einem nur auf Polnisch verfügbaren Artikel Pierwsza praca naukowa Roberta Kocha nad ustaleniem etiologii waglika. Wspolpraca z polskim aptekarzem Josefem Knechtelem (Archiwum Historii i Filozofii Mediycyny 66 (2), 2003, 161-168) Josef Knechtel als Apotheker in Wollstein, der neben seiner Apotheke ein für damalige Verhältnisse gut ausgestattetes Labor besitzt. Mehrere Dokumente werden von der Witwe J. Knechtels im Jahre 1905 dem Königlich Preußischen Institut für Infektionskrankheiten übergeben, diese bezeugen angeblich, dass Josef Knechtel einen maßgeblichen Anteil an den wissenschaftlichen Ergebnissen von Robert Koch in seiner Zeit in Wollstein habe. Die Witwe Knechtels überlässt dem Institut mehrere Geräte (darunter ein großes Mikroskop aus Jena) mit der Bedingung, der Beitrag ihres Mannes solle am Ausstellungsort erwähnt werden. Prof. Dr. Georg Theodor August Gaffky, der Direktor des Instituts, dankt für die Instrumente und beschriftet sie mit dem Namen des Eigentümers. Der oben genannte Artikel aus dem Jahre 2003 bezieht sich im weiteren auf einen Brief, der angeblich im Deutschen Zentralarchiv in Merseburg aufgefunden wurde. Die Bestände dieses Archivs wurden bereits 1993/94 in das Geheime Preußische Staatsarchiv nach Potsdam übertragen. Jener Brief des Medizinalrats Dr. Brinkmann aus Wollstein an seinen Vorgesetzten besage, der wohlhabende Besitzer der einzigen Apotheke vor Ort, Josef Knechtel, habe einen beträchtlichen Beitrag zur Erforschung der Ätiologie des Milzbrandes geleistet. Koch und Knechtel haben nach Brinkmann die Tierversuche gemeinsam durchgeführt und oft nächtelang durchmikroskopiert. Brinkmann beruft sich für seine Aussagen auf eine angeblich große Zahl von Zeugen. Brinkmann schreibt, Koch habe sich damals nicht selbst ein Mikroskop leisten können [diese Aussage ist falsch, im Dezember 1876 wird von W. & H. Seibert ein Mikroskop an Koch verkauft] und daher das Instrument von Knechtel benutzt. In einem anderen Abschnitt wird von Knechtels Mikroskopen gesprochen und der Ausstattung des Labors mit einem Tisch und zwei Stühlen zum Mikroskopieren. Bruno Heymann: Robert Koch, I. Teil 1843 - 1882 (in: Wilhelm Ostwald [Hrsg.]: Grosse Männer / Studien zur Biologie des Genies Bd. 12; Akademische Verlagsgesellschaft m.b.H.; Leipzig 1932: 114) schreibt über Kochs Verhältnis zu Knechtel: Nur mit dem Apotheker, namens Josef Knechtel, einem älteren Manne, welcher selbst naturwissenschaftliche Neigungen hatte, sich lebhaft für Kochs Untersuchungen interessierte und ihm gelegentlich mit Laboratoriumsgeräten aushalf*, unterhielt er auch späterhin einen regen Verkehr. * Nach freundl. Mitteilung des Schwiegersohnes, Herrn A. Knechtel, Swietochlowice. Ferner erwähnt Brinkmann aus diesem Labor einen Apparat mit Linsen, wahrscheinlich zum photographieren der Präparate. Robert Koch bekommt im Oktober 1876 einen mikrophotografischen Apparat von Seibert geliefert, den er für seine Bakterienphotogramme verwendet. Nicht unwahrscheinlich ist es eben dieser Apparat aus dem Besitze Kochs, den Brinkmann beschreibt. Trifft diese Annahme zu, so wird das erwähnte Labor von Knechtel und Koch nicht nur gemeinsam genutzt sondern auch aus den privaten Mitteln beider Männer gemeinsam ausgestattet. Robert Koch beschreibt als Kreisphysikus in Wollstein in Untersuchungen über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten (F.C.W. Vogel, Leipzig 1878) wie er zur Sichtbarmachung gefärbter Präparate verschiedene Linsensysteme und Beleuchtungsarten testet: Nachdem ich nun verschiedene Linsen und Condensoren nach dieser Richtung versucht hatte, ohne dass ich einen Apparat traf, der das Structurbild mehr oder weniger vollkommen beseitigte, fand ich schliesslich in dem von Carl Zeiss in Jena angefertigten von Abbe angegebenen Beleuchtungsapparat ein meinem Zweck vollständig entsprechendes Instrument. |
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Das Urteil über die zu verwendenden Optiken fällt deutlich
aus:
Für die Verwendung des Abbe'schen Beleuchtungsapparates mache ich
noch darauf aufmerksam, dass nur solche Systeme mit demselben ein scharfes,
nicht verschleiertes Farbenbild geben, bei denen sämmtliche Zonen der
Objectivöffnung richtig corrigirt sind. Die aus der Zeiss'schen Werkstatt
hervorgehenden Objectivsysteme werden vermittelst des Abbe'schen Condensors
auf das richtige Zusammenwirken der einzelnen Zonen, namentlich der Randzonen
geprüft.
Koch steht für diese Arbeiten offenbar eines der ersten Ölimmersionssysteme von Zeiss zur Verfügung. Während hier noch Zeichnungen der Illustration dienen, erstellt Koch bereits zuvor seine ersten Bakterienphotogramme mit einem mikrofotografischen Apparat und entsprechenden Photoobjektiven von Seibert. Das hier gezeigte Mikroskop verfügt über keinen Abbe'schen Beleuchtungsapparat, jedoch über einen in die Zylinderblende integrierten selbst gebauten Kondensor. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, wer den Kondensor in dieses Stativ eingebaut hat. |
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Dieses Mikroskop kann im Juli 2007 über einen Berliner Händler
aus Polen für die Sammlung erworben werden.
[Vergleiche: Referenz 2, 25, 54, 62, 70, 136 sowie Optisches Museum Oberkochen: "Zusammengesetztes Mikroskop Carl Zeiss um 1870", signiert: "1446 / 2360 / C. Zeiss Jena" (fertiggestellt 1874, Anmerkung des Verfassers); Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: "Zusammengesetztes Mikroskop um 1877 / Signatur: Carl Zeiss, Jena, 3452", mit Lochblendenscheibe statt Zylinderblendung, Museal-Nr. 25.766] (Übersetzung von Bednarski Z, Bednarska H (2003) Archiwum Historii i Filozofii Mediycyny 66 (2), 161-168 mit freundlicher Unterstützung von Dr.med. Anita Pieronczyk) |
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