Mittleres Polarisationsmikroskop von Seibert


Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982 Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982 Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982 Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982

Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982

Mittleres Polarisationsmikroskop von Seibert; Stativ 2, gefertigt um 1902. Das Instrument wurde ursprünglich stehend in einem Holzkasten untergebracht. Von diesem Kasten ist nur noch die Schublade mit der eingebrannten Seriennummer 10982 erhalten.

Beleuchtungsapparat zu Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982Dieses Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing. Getragen wird das Gerät von einem schwarz lackiertem Eisenfuß.

Zur Beleuchtung dient ein Spiegel mit planer und konkaver Seite. Als Polarisator dient ein Nicolprisma mit Kondensorlinse. Dieses wird in eine Zylinderführung in Schlitten unter dem Tisch eingebracht und kann über einen Hebelmachanismus stufenlos relativ zum Objekttisch bewegt werden. Für den Gebrauch als gewöhnliches Mikroskop kann alternativ zum Polarisator eine Zylinderlochblende als Aperturblende mit drei Einsätzen in den Strahlengang eingebracht werden.

Seriennummer von Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982Der zentrierbare Drehtisch ist in Inkremente zu 1° geteilt und verfügt über einen Nonius, der ein Ablesegenauigkiet von 6' gestattet. Die originalen Objektklemmen mit zaponierten Köpfen sind vorhanden. Der einfache aufsetzbare Analysator verfügt über 40 Teile und ist unter je 90° beschriftet.

Der Grobtrieb erfolgt über eine schrägverzahnte Stange und zwei große, darauf wirkende Rändelräder. Der Feintrieb erfolgt über eine Prismenstange, der Kopf der Glocke ist in 35 Inkremente geteilt und beschriftet mit 0,01 mm.

Der Tubus verfügt, wie bei Polarisationsmikroskopen üblich, über eine Objektivzange.

Mikroskop Okulare zu Seibert in Wetzlar No. 10982

Das Instrument ist ausgestattet mit dem Objektiv Seibert NO III und den  Seibert-Polarisationsokularen mit Fadenkreuz Nr. 2, 3 und 4 sowie einer unbezeichneten Fassung im Stil der Polarisationsokulare um das Mikroskop ohne weitere Optik als einfachen Polarisationsapparat verwenden zu können.  

Analysator zu Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982Signatur zu Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982Auf dem Tubus ist das Mikroskop signiert:

Seibert
in
Wetzlar

Beigegeben ist dem Mikroskop eine Anleitung zum Gebrauch und zur Behandlung der Seibert'schen Mikroskope.

Im Preis-Verzeichnis der Mikroskope und mikroskopischen Hilfs-Apparate No. 31 von W. & H. Seibert aus dem Jahre 1903 erscheint dieses Mikroskop wie folgt:

Mittleres Polarisationsmikroskop von Seibert. Abb. aus: W. & H. Seibert Optisches Institut Wetzlar. Zweiggeschäft in Berlin NW., Luisenstrasse No. 52: Preis-Verzeichnis der Mikroskope und mikroskopischen Hilfs-Apparate No. 31; Wetzlar 1903 No. 11 Mittleres Polarisations-Mikroskop (Abbildung Seite 41). Grobe Einstellung mittelst Triebwerks, genau durch die feine Schraube (Prismenführung), deren Handknopf für Dickenmessungen geteilt ist (ein Teilstrich = 0,01 mm). Cylinderblendung mit Schraube zum bequemen Heben und Senken des Polarisators nebst 3 verschieden weiten Diaphragmen. Beweglicher Hohl- und Planspiegel. Drehbarer Objekttisch mit Gradteilung und Nonius, sowie Stellschrauben zur Korrektur der Zentrierung und Bewegung des Objekts innerhalb einiger mm.
  Analysator zum Aufsetzen auf die Okulare.
  Polarisator mit doppeltem Kondensor für Achsenbilder.
  1 Gips- und 1 Glimmerplättchen.
  Hierzu die besonders angepassten Okulare 1, 2, beide mit Fadenkreuz, und 3 mit Mikrometer (s. No. 10A).
  Preis einschließlich Schrank ohne Objektive...196 Mark

No. 11a Dieses Instrument mit den Objektiven II und V.
  Vergrösserungen 71-600...250 Mark

[...]

No. 11c Mikroskop 11 mit Analysator zum Aufsetzen auf die Okulare ohne feinen Teilkreis, mit den Okularen 2, 3 mit Fadenkreuz, 4 mit Mikrometer. Objektivzange (No. 56). Objektive I, III, V.
  1 Gips- und 1 Glimmerplättchen.
  Vergrösserungen 60-800...280 Mark

Alte Inventurnummer an Mikroskop Seibert in Wetzlar No. 10982Am Fuß verfügt das Mikroskop über eine alte Inventurnummer RP - 42 - 30. Nach Auskunft des Verkäufers wurde diese Instrument bei T&O in Delft zur Untersuchung von Leder und Prozessen der Lederverarbeitung eingesetzt. Im August 2006 kann es für diese Sammlung erworben werden.
Wilhelm Seibert Heinrich Seibert Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich (1842 – 1907) Seibert gehen beide bei Carl Kellner, mit dem sie über ihre Mutter verwandt sind, und dessen Nachfolger Friedrich Belhtle in die Lehre. Sie arbeiten zusammen Ende der 1850er für Ernst Gundlach, ein Optiker der seinerseits sowohl bei Eduard Hartnack als auch bei Belthle gearbeitet hat. Gundlachs Unternehmen geht jedoch schon nach einem Jahr ein.

Nachdem die Brüder Erfahrung in anderen Betrieben gesammelt haben, arbeiten beide später wieder für Belthle in Heimarbeit.

Schließlich beliefern sie ausschließlich Gundlachs neue Firma in Berlin. Als jener in Zahlungsschwierigkeiten kommt, machen sie sich 1872 mit dem Wetzlarer Kaufmann Georg Krafft selbständig.

Im selben Jahr kaufen sie Gundlachs Werkstätte auf und verlegen sie 1873 nach Wetzlar. 1884 wird Krafft ausbezahlt und das Unternehmen in "W. & H. Seibert" umbenannt. Die Gebrüder Seibert streben in Ihrer Arbeit auch danach stets an, das Mikroskop in Einzelanfertigung zum Kunstwerk zu erheben.

Im Jahr 1900 wird das Seibert-Mikroskop Nr. 10000 hergestellt.

Weltruhm erlangt die Firma durch die Verbindung mit Robert Koch, der 1877 mit einem Seibert-Mikroskop (mit mikrofotografischer Einrichtung, Photoobjektiven und Immersionsobjektiven) seine berühmten "Bakterien-Photogramme" des Milzbrand-Bakteriums erstellt. Im Jahre 1878 liefert die Firma Seibert wieder ein Mikroskop samt Ölimmersion an Robert Koch nach Wollstein, der dieses Instrument zur Erforschung der Wundinfektionskrankheiten benutzt. Während Robert Koch in der Empfangsbestätigung aus dem Februar 1877 die Seibert'schen Produkte lobt, schreibt er ein Jahr später in einem persönlichen Brief an die Firmeninhaber, ihm seien mit dem Seibert-Instrumentarium "nicht unwichtige Entdeckungen" gelungen.

[Vergleiche Referenz 4, 34, 113]


21.01.2007 by Timo Mappes

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