Großer Polarisationsapparat nach Lippich; um 1900, zaponiertes, marmoriertes und geschwärztes Messing, schwarz lackiertes Gußeisen, Stahl, Duroplast, Glas, Elfenbein.
Auf der Meßscheibenabdeckung dekorativ signiert:
Franz Schmidt & Haensch. Berlin, S. No
7053
Dieser Apparat wurde speziell für alle Untersuchungen in chemischen Laboratorien konstruiert. Er besitz neben einem Polarisator mit verstellbarem Halbschattenwinkel epsilon von 0°-20°. Die Grobeinstellung des Analysators erfolgt durch einen Hebel, die feine Einstellung mit Hilfe einer Feinstellschraube. Diese Analysatoreinrichtung besteht im Wesentlichen aus einem in 1/4 ° geteiltem Kreis von 175 mm Durchmesser, welche von einer übergreifenden Kappe gegen Beschädigung geschützt wird. Die beiden Nonien ermöglichen eine Ablesegenauigkeit von 0,01°. Pro Nonienlupe sind ein beweglicher Spiegel und ein fest montierter Mattspiegel angebracht, die von der Beobachtungslampe beleuchtet werden und ein deutliches Ablesen erleichtern. Das Fernrohr wiederum ist durch einen Schneckengang leicht und sicher einzustellen. |
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Der Apparat kann mit Proberöhren bis zu einer maximalen Länge von 220 mm betrieben werden. Auf der hier eingebauten kleinen Probenröhre findet man geäzt eine Patentnummer: D.R.P. No 104846, ebenso am Instrument ein zusätzliches Schildchen D.R.Pat. No 82523. Das Deutsche Reichspatent 82523 bezieht sich auf einen komplexen Halbschattenpolarisator, dessen Gesichtsfeld drei- oder mehrteilig ist. Er befindet sich am beleuchtungsseitigen Ende des Instrumentes - eben unter dem erwähnten Schildchen. Dank dieser komplizierten Baueinheit wurde es ermöglicht, größere Meßgenauigkeiten zu erreichen. Der Teilkreis mit Schutzkappe an diesem Instrument ist ebenfalls geschütz durch das Deutsche Reichspatent 126642. |
Die Firma Franz Schmidt & Haensch ging 1864 aus dem Zusammenschluß der Betriebe von Franz Schmidt und Herrmann Haensch hervor - 1875 begann man mit dem Bau solcher Präzisions-Kreispolarimetern und gehörte mit diesen Produkten zur Weltmarktführung.
Dieses Instrument kam in Lehre und Forschung an einer bayrischen Bildungseinrichtung zum Einsatz.
[Vergleiche ein geringfügig größeres Instrument: "Polarimeter Franz Schmidt and Haensch, Berlin, S, No.8878", Inv.Nr. 115, The Physics Museum at the University of Queensland, Australien; ein nahezu baugleiches Instrument: "Polarimeter #10044 / Schmidt & Haensch, Berlin", Inv.Nr. 10044, Historical Scientific Instrument Gallery, The Department of Physics and Astronomy University of Nebraska-Lincoln, Lincoln, Nebraska, USA]
(Mit freundlicher Unterstützung von Dr. Olaf Medenbach, Ruhr-Universität Bochum und Rainer Konrad, Betriebsleiter Schmidt+Haensch GmbH&Co)
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