Frühes Mikroskop von Reichert; Stativ IIIa aus Vollmessing, Wien um 1889. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und geschwärztem Messing und Stahl. Das Instrument verfügt über einen Auszugtubus, die grobe Fokussierung erfolgt über einen Schiebetubus, die Feineinstellung an der Säule über Rändelrad und Parallelogrammführung nach Roberval.
Mit dieser Ausstattung ergibt sich folgende Vergrößerungstabelle (160 mm Tububslänge, 250 mm Sehweite) laut Preisliste von 1885.
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Eine Mechanikerlehre beginnt er 1865 bei W. Stierle, Heilbronn.
Parallel dazu besucht er die gewerbliche Fortbildungsschule. Nachdem er als
Geselle in mehreren mechanischen Unternehmen gearbeitet hat, reist Reichert
über Mainz, Köln, Duisburg, Essen, Hannover nach Hamburg. Später
zieht es ihn nach Berlin, wo er bei Siemens und Halske Arbeit findet. Schon
1870 fährt der junge Reichert via Leipzig, Dresden und Prag nach Wien.
Bedingt durch den deutsch-französischen Krieg verläßt Reichert
Wien und zieht mit gleichgesinnten Mechanikern nach Neuchâtel in die
Schweiz. Kurze Zeit lebt Reichert danach in Karlsruhe, von wo aus er im
Frühjahr 1872 in Pforzheim auf die Firma Öchsle stößt.
Beim Vater des damaligen Besitzers war zufällig auch Ernst Leitz in
die Lehre gegangen und so kommt es, dass Reichert nach Wetzlar zieht.
Ursprünglich ist eine Beteiligung Reicherts an den Leitz'schen
Werkstätten geplant. Nach einem einjährigen Aufenthalt bei Hartnack,
Potsdam kehrt Reichert 1875 nach Wetzlar zurück, störte sich aber
daran, dass Frau Leitz sich zunehmend in die Geschäfte einmischt.
Einvernehmlich trennt sich Reichert von Leitz und übersiedelt mit zwei Mechanikern im November 1876 in die Mölkergasse 3, Wien. Dort werden nach Hartnack'schem Vorbild Mikroskope hergestellt. Als sich das Unternehmen gefestigt hat, übersiedelt die Werkstatt im Jahre 1878 in die Laudongasse 40 und Reichert nimmt im gleichen Jahr die Schwägerin von Ernst Leitz zur Frau, welche jedoch schon im März 1881 an Kindbettfieber stirbt. Mitte November des selben Jahres heiratet Reichert die Schwester seiner verstorbenen Frau. Die Werkstatt ist 1881 ebenfalls umgezogen und befindet sich nun in der Bennogasse 26. Der erste Erfolg der Firma ist die Pariser Ausstellung 1878. Der damalige österreichische Generalkommissär der Optik und Mechanik, Freiherrn von Wertheim veranlaßt Carl Reichert das junge Unternehmen hier mit seinen Mikroskopen vorzustellen. Der Firma kann sämtliche ausgestellten Instrumente verkaufen und bekommt die große Goldene Medaille verliehen. Derart ausgezeichnet laufen rasch viele Bestellungen weiterer Mikroskope in Wien ein - mit 50 Mitarbeitern verkauft Carl Reichert bereits 1883 sein Mikroskop Nr. 1000. Das universelle Stativ Reicherts nach dem Vorbilde Hartnacks wird 1889 auf der Pariser Weltausstellung wiederum mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Im Jahre 1891 wird die Seriennummer 10000 erreicht und noch vor der Jahrhundertwende kann das 20000ste Mikroskop 1898 die Werkstatt verlassen. Am 12.12.1922 verstirbt der Kaiserliche Rat Carl Reichert in Wien. [Vergleiche Referenz 2, 3, 9, 22, 25, 82, 136 sowie Quekett Journal of Microscopy 39, 2001: 59-72; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: "Zusammengesetztes Mikroskop um 1888 / Signatur: C. Reichert, Wien, VIII., Bennogasse 26", Seriennummer 7038 mit gewöhnlicher Lochblendenscheibe, Museal-Nr. 25.139 und "Zusammengesetztes Mikroskop um 1881 / Signatur: C. Reichert, VIII. Bez., Bennogasse 26, Wien", mit gewöhnlicher Lochblendenscheibe, Museal-Nr. 28.110; Billings Collection Washington: "C. Reichert, Vienna, Austria; 1888" signiert "C. Reichert, VIII Bez Bennogasse 26, Wien" mit gewöhnlicher Lochblendenscheibe, AFIP 708897-68-8625-9 (Abb. 441, S. 223)] (Vergleiche Referenz 2, 3, 9, 22, 25, 82 sowie "Quekett Journal of Microscopy", 2001, 39, S. 59-72) |
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