Blutzucker-Kolorimeter nach Crecelius-Seifert; um 1950, Stahl, Glas und Duroplaste mit 4 Glas-Küvetten in zugehörigem Kästchen, Skala bis 400 Milligramm-Prozent.
Signiert: Zeiss Ikon D Blutzucker-Kolorimeter 17391
Dieses Instrument stammt aus einer Münchner Klinik.
Das von Crecelius und Seifert 1928 zum ersten Mal beschriebene Gerät
war aus der Zusammenarbeit des Stadtkrankenhauses und der Zeiss Ikon A.G.
Dresden hervorgegangen. Die Farbreaktion, die ausgenutzt wurde, war die Reduktion
von Pikrinsäure durch den Blutzucker zu Pikraminsäure im alkalischen
Milieu.
Crecelius und Seifert gelang es, einen Vergleichskeil zu konstruieren, der
aus zwei übereinander gelagerten Gelantineschichten bestand, von denen
die eine mit Pikrinsäure, die andere mit Pikraminsäure gefärbt
war. Im Unterschied zu früher benutzten Systemen war dieser
Farbvergleichskeil optisch stabil (vgl. Becher/Hermann: Eine einfache und
rasch ausführbare Mikromethode zur Schätzung der Höhe des
Blutzuckers. Münch. med. Wschr. 71 (1924), 1464 - 1465). Das
Proberöhrchen wurde neben dem Vergleichskeil an dem Körper des
Kolorimeters befestigt und beide durch eine verschiebbare Blende betrachtet,
die ein zusätzliches Fenster für eine Skala aufwies. Die Blende
wurde nun so lange verschoben, bis die Farbe der Probe der Farbe des
Vergleichskeiles entsprach und dann in dem Skalenfenster die Konzentration
abgelesen. Besonders für kurzfristig nötige Blutzuckerbestimmungen,
wie beim Coma diabeticum, bewährte sich die neue Methode rasch.
Als Nachfolgemodelle der ursprünglichen Konstruktion mit Gelantinekeil kamen in der Folgezeit ab etwa 1935 Blutzuckerkolorimeter der Firma Zeiss Ikon mit einer scheibenförmigen, drehbaren Farbvergleichsplatte mit Skala auf den Markt. Die Skala befand sich direkt auf der Scheibe und war bei den frühen Geräten bis 700 Milligramm-Prozent, bei den späteren bis 400 Milligramm-Prozent graduiert. Durch einen Hebel am unteren Ende des Okulars konnte das Gesichtsfeld auf die Skala umgeschaltet werden.
[Vergleiche: "Blutzuckerkolorimeter nach Crecelius-Seifert", Inv.-Nr. Klin.Chem.92, Medizinhistorische Sammlung der Ruhr-Universität Bochum; "Blutzuckerkolorimeter", Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt]
(Mit freundlicher Unterstützung von Rolf Schreiber, München)
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