Hämometer nach Fleischl-Marxow


Hämometer nach Fleischl-Marxow, C. Reichert # 7837 Hämometer nach Fleischl-Marxow, C. Reichert # 7837

Hämometer nach Fleischl-Marxow, C. Reichert # 7837 Hämometer nach Fleischl-Marxow, C. Reichert # 7837

Hämometer nach Fleischl-Marxow; um 1915, vernickeltes und geschwärztes resp. schwarz schrumpflackiertes Messing, Keramikplatte in Spiegelhalterung gefaßt (als matt refektierender Hintergrund des Beobachtungsfensters), Rubinglas.

Auf dem Hufeisenfuß signiert: C. Reichert Wien. Die Seriennummer erscheint auf der Tischplatte und dem Glaskeilaufnehmer mit Skala: No. 7837

Hämometer nach v.Fleischl; aus: Mikroskope und Nebenapparate DS/4; Optische Werke C. Reichert / Wien; Wien 1918 Der Wiener Physiologe Ernst von Fleischl-Marxow (1846-1891) konstruierte dieses Gerät zur Bestimmung des Hämoglobins über einen Vergleichskeil aus Rubinglas 1885. Das hier verwendete Glas hat gegenüber dem bei den bis dato benutzten Instrumenten als Vergleichssubstanz verwendeten Picrokarmin den Vorteil absoluter Beständigkeit. Potentille Fehler, die dadurch entstehen, daß die zu vergleichenden Farben nicht identisch sind, lassen sich dadurch vermeiden, daß man das Gerät nicht bei Tageslicht benutzt, da der ultraviolette Anteil des Lichtes zu Verfälschung der Ablesung führt. Für dieses spezielle Kolorimeter wird das Blut zur Untersuchung in der Verdünnung von 1:200 bis 1:400 verwendet. Friedrich Miescher (1844 - 1895) hat dann das Gerät verbessert - was allerdings erst nach dessen Tod durch seinen Schüler Veillon 1897 publiziert wurde.

Im Katalog "Mikroskope und Nebenapparate DS/4" der Optischen Werke C. Reichert / Wien aus dem Jahre 1918 wird dieses Instrument angeboten als:

B 900 Hämometer nach Fleischl zur Bestimmung des normalen Hämoglobingehaltes im Blute (siehe Abbildung) ... 63.- Mark

Ernst von Fleischl-MarxowErnst von Fleischl-Marxow studierte Physiologie, infizierte sich aber während seiner Zeit als Assistent von  Karl von Rokitansky (1804 - 1878) während pathologisch-anatomischer Forschungen an einer Leiche. Mit der dadurch bedingten Amputation seiner Daumens mußte er sich wieder der Physiologie zuwenden und habilitierte sich auf diesem Gebiet bereits 1874. Seit 1880 a.o.Prof. und ab 1887 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften untersuchte von Fleischl-Marxow die physiologische Optik sowie elektrische Ströme der Gehirnoberfläche. Er gilt als ein Vorarbeiter der Entwicklung des Elektronenenzephalogramms (EEG), wurde zu seiner Zeit jedoch vor allem durch die Konstruktion des hier gezeigten Hämometers bekannt, welches weite Verbreitung fand.

Von Fleischl-Marxow litt fast 20 Jahre an den Spätfolgen der oben erwähnten Infektion bis er schließlich daran starb. Sein enger Freund Sigmund Freud versuchte ihn ab ca. 1884 mit dem damals noch kaum bekannten Alkaloid Kokain vom Morphium abzubringen. Freud war bald überzeugt ein großartiges neues Heilmittel entdeckt zu haben - die verhängnisvolle suchtbildende Wirkung des Kokain wurde dabei erst im Verlauf der Behandlung entdeckt.

[Vergleiche: "Hämometer nach E. Fleischl von Marxow, F: C. Reichert Wien (Gerät 163)", Institut für Geschichte der Medizin, Universität Wien, Inv.-Nr.951 sowie ausgestellt als Inv.-Nummer 51, S.31 & S.33, Abb.12, "Vom Lötrohr zum Analyseautomaten", Katalog zur Ausstellung des Symposiums "Geschichte der Biochemischen Analyse", München 1984; "Hämometer nach E. Fleischl von Marxow, Hersteller: C.Reichert, Wien (Nummer 816)", Veterinärhistorische Sammlung Dr. Helmut Wentges, Aschheim, ausgestellt als Inv.-Nummer 7.19, S. 66, "An das Licht gebracht - Diagnostik durch Farben", Katalog des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt, 1999; "Hämometer nach E. Fleischl von Marxow", Kat. 38, S. 33, "Von der Blutschau zum Blutbild"; Ausstellungskatalog 1993; Institut für Geschichte der Medizin, Bochum & Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt]

 


19.09.2002 by Timo Mappes

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